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Uranabbau Ronneburg – Deutschlands Bergbau-Geheimnis Vom Uranbergbau zur Neuen Landschaft

Eine Landschaft voller Geschichte

Wenn man heute durch die sanften Hügel der Neuen Landschaft Ronneburg wandert, vorbei an blühenden Wiesen, gepflegten Wegen und Aussichtsplattformen mit weitem Blick über das Thüringer Land, kann man kaum glauben, dass dieser Ort einst zu den am stärksten zerstörten Industrielandschaften Europas zählte. Was heute nach Idylle aussieht, war über Jahrzehnte hinweg ein Sinnbild für Umweltzerstörung, Verschwiegenheit und eine gewaltige geopolitische Maschinerie – angetrieben vom Uranhunger der Sowjetunion im Kalten Krieg. Die Geschichte des Uranbergbaus in Ronneburg ist mehr als eine Episode aus der DDR-Zeit. Sie ist eine Geschichte über Menschen, über Angst und Stolz, über Verlust und Wandel – und über die Kraft, aus einem geschundenen Landstrich etwas Neues zu schaffen.

Förderschacht
Förderschacht

Persönliche Eindrücke: Begegnung mit einem verwandelten Ort

Schwibbogen
Schwibbogen

Ich erinnere mich noch an meine erste Wanderung über die Schmirchauer Höhe, einem künstlich aufgeschütteten Berg aus Millionen Kubikmetern Haldenmaterial, das aus dem umliegenden Bergbau stammt. Oben angekommen steht ein riesiges, stählernes Grubengeleucht – ein Denkmal für die Bergleute, die hier Jahrzehnte lang in oft lebensgefährlicher Umgebung arbeiteten. Ich war beeindruckt, aber auch berührt. Man spürt förmlich, dass unter den Füßen nicht einfach nur Erde liegt, sondern Schichten von Geschichte – von harter Arbeit, von Entbehrung und von Geheimhaltung.

Der Uranabbau in Ronneburg – zwischen Risiko und Aufstieg

Zwischen 1950 und 1990 wurde in Ronneburg unter der Aufsicht der sowjetisch-deutschen Wismut AG Uran abgebaut – unter strengster Geheimhaltung, abgeriegelt von der Außenwelt. Die Stadt war Teil einer Zone, die für viele Bürger der DDR kaum zugänglich war. Es hieß nur: „Wismut – das ist anders“. Der Abbau erfolgte in tiefen Stollen, in Schächten bis zu 900 Meter unter der Erde. Die Bedingungen waren extrem: schlechte Luft, hohe Strahlenbelastung, mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen. Viele Arbeiter bezahlten ihren Dienst mit der Gesundheit oder gar dem Leben. Doch die Arbeit bot auch sozialen Aufstieg, gute Löhne, Wohnungen – ein besseres Leben in einem Staat, in dem das nicht selbstverständlich war. Für viele Männer aus der Region war es eine Frage der Ehre, bei der Wismut zu arbeiten.

Umweltzerstörung und Zusammenbruch

Die Natur indes wurde kaum geschont. Ganze Dörfer verschwanden unter Abraumhalden. Flüsse wurden verunreinigt, das Grundwasser war vielerorts kontaminiert. Die Halden dampften, das Wasser in den Stollen stand voller Schwermetalle und Radioaktivität. Als 1990 der Bergbau abrupt endete, stand man vor einem Scherbenhaufen – ökologisch wie gesellschaftlich. Was blieb, war eine verwüstete Landschaft und die Frage: Was nun?

Sanierung und Neuanfang: Die Geburt der Neuen Landschaft

Die Antwort kam in Form einer beispiellosen Anstrengung. Die Wismut GmbH, gegründet nach der deutschen Wiedervereinigung, übernahm die Verantwortung für die Sanierung der Altlasten. In Ronneburg wurde nicht nur saniert – man wagte einen radikalen Neuanfang. Die Halden wurden nicht einfach begrünt, sondern komplett abgetragen, die Schächte verfüllt, das kontaminierte Material sicher verwahrt. Der ehemalige Tagebau Lichtenberg wurde zur Endlagerstätte für den Abraum, sorgfältig versiegelt und renaturiert. Aus dem zerstörten Gelände entstand die Neue Landschaft Ronneburg – ein Projekt, das international als Vorbild für Bergbausanierung gilt.

Erinnerung und Aufarbeitung

Besonders berührend finde ich, wie sich die Menschen hier mit ihrer Geschichte auseinandersetzen. Im Stadtmuseum Ronneburg erzählen Zeitzeugen von ihrer Arbeit, von der Kameradschaft unter Tage, von den Ängsten, die nie offen ausgesprochen wurden. Es sind Geschichten voller Widersprüche – zwischen Stolz und Bitterkeit, zwischen Pioniergeist und Ohnmacht. Viele fühlen sich bis heute vergessen. Denn lange hat man über die gesundheitlichen Folgen des Uranbergbaus geschwiegen. Erst nach und nach wird anerkannt, was die Bergleute und ihre Familien durchgemacht haben.

Ein Ort der Hoffnung und der Zukunft

Heute ist Ronneburg nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern auch ein Ort der Begegnung. Schulen, Wandergruppen, Naturliebhaber – sie alle kommen hierher, um mehr über die Vergangenheit zu erfahren und die neue Landschaft zu erleben. Es ist ein Ort, der zeigt, dass es Hoffnung gibt – auch für Gegenden, die schwer gezeichnet wurden. Der Wandel von der verborgenen Atomgrube zum offenen Bildungs- und Naturraum ist nicht nur ein Erfolg der Technik, sondern auch ein Sieg des menschlichen Willens zur Erneuerung.

Ronneburgs Stärke liegt im Wandel

Wenn ich heute auf dem Plateau der Schmirchauer Höhe stehe und den Wind über das Gras streichen höre, dann ist da nicht nur das Gefühl von Weite, sondern auch tiefer Respekt vor der Geschichte dieses Ortes. Ronneburg hat gelernt, mit seinen Wunden zu leben. Es hat sich nicht von seiner Vergangenheit befreit – aber es hat sie angenommen, verwandelt und fruchtbar gemacht. Und genau darin liegt seine Stärke.

Hier findest du Ronneburg auf der Karte:

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Chris

Hallo ich bin Chris, Hobbyfotograf und Tourismus-Blogger aus dem schönen Hamburg. Ich habe ein Faible für Geschichte, Architektur sowie Naturaufnahmen. Folge mir auf Google Maps oder hier:
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