Die Roten Spitzen und das Rätsel der Augustiner Mönche Wahrzeichen der thüringischen Stadt Altenburg

Die Roten Spitzen sind das Wahrzeichen der thüringischen Stadt Altenburg. Vom ehemaligen Kloster der Augustiner mit seiner Stiftskirche St. Marien ist heute nur noch der markant rote Doppelturm genannt „Rote Spitzen“ erhalten. Seit 2006 sind die Roten Spitzen als national bedeutsames Kulturdenkmal anerkannt. Viele verbinden die Roten Spitzen auch mit dem roten Bart des ehemaligen Deutschen Kaiser Barbarossa.
Die Augustiner Mönche gründen ein Kloster in Altenburg
Das „Kloster Unser Lieben Frauen auf dem Berge von Altenburg“ geht bereits auf das Jahr 1165 zurück. Es wurde vom Orden der Augustiner-Chorherren gegründet. Ziel der Ansiedlung war die bereits ansässigen Slawischen zum christlichen Glauben zu bekehren. Die Augustiner sind ein Mönchsorden der nach den Regeln des heiligen Augustinus leben. Der Kirchenvater Augustinus von Hippo (354 – 430 nach Christus) war einer von vier lateinischen Kirchenlehrern der Spätantike. Die von ihm geschriebene Augustinerregeln aus dem 11. Jahrhundert, stellten dabei eine Grundlagen des Zusammenlebens der christlichen Ordensgemeinschaft auf.
Inhalte der Augustinerregel:
- Ein Leben in Liebe und Eintracht innerhalb der Ordensgemeinschaft
- Mahnen und gegenseitige Kontrolle der Ordensbrüder
- Kein persönlicher Besitz
- Enthaltsamkeit und Fasten
- Unterordnung die Gemeinschaft und die Autorität des Oberen
- Häufiges Beten
Zeichnungen der ehemaligen Klosteranlage und der Stiftskirche „St. Marien“
Von der ehemaligen Klosteranlage der Augustiner Mönche sind nur noch die beiden Türme genannt „Rote Spitzen“ erhalten geblieben. Bei Ausgrabungen auf dem Areal haben Archäologen jedoch weiter Informationen zum Umfang der Anlage sammeln können. Daraufhin konnten Zeichnungen des auch „Bergekloster“ genannten Kloster erstellt werden:
Kaiser Friedrich Barbarossa weiht die neue Stiftskirche St. Marien ein
Im Jahre 1172 wurde die zum Kloster gehörige Stiftskirche in Beisein von Kaiser Friedrich Barbarossa sowie dem Bischof Udo von Naumburg eingeweiht. Bei der Stiftskirche „St. Marien“ handelte es sich um einen roten Backsteinbau im romanischen Stil. Er wurde zwischen den Jahren 1165 bis 1172 errichtet. Die Gründung des großen Chorherrenstift geht auf den römisch-deutschen Kaiser Friedrich I., genannt „Barbarossa“ (1122 bis 1190) zurück.
- „Chorherren“ sind Angehörige eines christlichen Standes wie Priester oder Mönche.
- Von einem „Stift“ spricht man, wenn von einer christliche Anlage wie einem Kloster oder einer Kirche die Rede ist.
Im Inneren der Stiftskirche St. Marien Altenburg
Von der einst prächtigen Kirche sind heute nur noch die beide Türme genannt „Rote Spitzen“ erhalten. Daneben existiert noch das runde Hauptportal mit zwei Säulen und drei Abstufungen, welches in der Ausstellung besichtigt werden kann. Die kunstvolle Verzierung im Sandstein des Portals wird auf das 12. Jahrhundert datiert. Die Farben fallen in die Ära der Stauferzeit und Karolinger. Das Tonnengewölbe weist romanische Malereien auf mit Szenen von Heiligen auf. Zwischen den beiden Türmen befindet sich die Eingangshalle bzw. der Portalraum.
Die Türme genannt „Rote Spitzen“
Die Dachstühle der beiden Turmspitzen stammen jedoch aus dem Jahr 1336. Die barocke Spitze des Westturms unterscheidet sich vom zweiten Turm und wurde erst 1618 aufgesetzt. Die sakrale Anlage wurde dabei, damals eher unüblich, auf einer hügeligen Anhöhe errichtet statt auf einer flachen Ebene. Der Höhenunterschied auf dem Gelände betrug dabei vier Meter. Seit 2006 sind die Roten Spitzen als national bedeutsames Kulturdenkmal anerkannt.
Reformation und weiterer Werdelauf
Zu Zeiten der Reformation verlor der Stift wegen seines schlechten Rufs an Bedeutung. Im Jahr 1543 wurde der Stift daher aufgelöst und der Verfall der Anlage begann. In einer Stadtansicht von Altenburg aus dem Jahr 1600 war bereits ein verfallenes Kloster zu sehen. 65 Jahre später wurde das Anwesen von der Stadt Altenburg übernommen und als Schule genutzt. Zwischen den Jahren 1685 und 1885 nutzen die Altenburgern das Gebäude als Gefängnis sowie als Witwen- und Waisenhaus. Erste Restaurierungen und Reparaturen wurde vom Baumeister Friedrich Sprenger zwischen den Jahren 1871 und 1873 durchgeführt. Teilweise mussten aber auch einzelne Gebäude der Anlage abgerissen, da diese zu stark beschädigt waren.
Heutige Grabungsstelle und Ausstellung
Die ehemalige Klosteranlage wird derzeit von der Stadtarchäologie Altenburg in Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena untersucht. Ausgrabungsstätte sowie eine Ausstellung sind können gegen Eintritt besucht werden. Ein Besuch ist sehr lohnenswert, lernt du doch hier die Ursprünge der Stadt Altenburg und des Pleißenlandes kennen. Die Roten Spitzen sind außerdem Bestandteil des multimedialen Spalatin-Pfades, dem ehemaligen Wegbereiter Martin Luthers.
Dem Geheimnis der Augustiner auf der Spur
Wenn man heute zwischen den mächtigen Doppeltürmen der Roten Spitzen steht, spürt man sofort: Hier steckt mehr dahinter. Jahrhunderte lang lebten hier Augustiner-Chorherren – betend, lehrend, schreibend. Doch was genau in den Mauern geschah, wissen wir bis heute nur in Teilen.
Viele Räume sind verschwunden, manche Geschichten wurden nie aufgeschrieben. Warum war das Stift so bedeutend, dass man ihm eine solche Architektur schenkte? Welche Rituale fanden hier statt? Und warum ist fast alles davon im Nebel der Geschichte verschwunden?
Je höher man die engen Wendeltreppen hinaufsteigt, desto mehr spürt man: Dieses Bauwerk erzählt nicht laut – es flüstert. Und genau darin liegt sein Geheimnis.
Infos
Informationen und Öffnungszeiten der Archäologischen Grabung sowie der Ausstellung findest du unter: www.barbarossa-altenburg.de